Reaktivierung der Bahnstrecke
Ducherow – Swinemünde

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ein Projekt der HORBER SCHIENEN-TAGE

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Ausgangssituation

 Landkarte online
Über die Strecke Ducherow – Swinemünde und weiter nach Heringsdorf war die Insel Usedom bis 29. April 1945 mit dem Eisenbahnnetz auf dem Festland verbunden. An diesem Tag wurde die Hubbrücke Karnin zerstört. Das Hubteil der Brücke steht seitdem als unverändertes Fragment und als technisches Denkmal mitten im Peenestrom.

Mit der Grenzziehung nach dem zweiten Weltkrieg verlief ein Teil der Strecke über polnisches Gebiet. An eine Wiederinbetriebnahme war nicht zu denken, die Bahn auf Usedom war im wörtlichen Sinne ein Inselbetrieb. Nur eine Straßenbrücke bei Wolgast verband im Norden die Insel mit dem Festland.

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde eine Stillegung der Inselbahn erwogen. Dazu kam es nicht, vielmehr wurde die weitgehend selbständige Usedomer Bäderbahn (UBB) modernisiert. Im Jahre 2000 wurde die Wolgaster Peenebrücke umgebaut. Seitdem ist die Eisenbahn der Insel Usedom wieder mit dem Bahnnetz auf dem Festland verbunden, sie trifft in Züssow auf die Hauptstrecke Stralsund – Berlin. In den folgenden Jahren konnte die UBB den Betrieb deutlich ausweiten, heute ist sie ein Vorzeigebetrieb im DB-Konzern.

Längerfristig steht die auch Reaktivierung der Südanbindung der Insel Usedom auf der Tagesordnung. Diese ermöglicht die Verbindung Berlins mit seiner "Badewanne" in unter 2 Stunden. Damit wird auf der Relation Berlin – Usedom die Bahn als Alternative zum Auto wieder wettbewerbsfähig. Mit der Reaktivierung der Strecke Ahlbeck – Swinemünde (Swinoujście) wurde bereits ein Teil dieser Strecke wiederaufgebaut.

Swinoujście ist ein Hafenstandort, damit ist auch Güterverkehr, sowohl nach Deutschland als auch weiter nach Polen, zu erwarten. Darüberhinaus ist die Südanbindung der Insel Usedom für den innerpolnischen Personenverkehr attraktiv: Swinoujście ist über diese Strecke wesentlich schneller mit dem Oberzentrum Szczecin (Stettin) verbunden als mit dem derzeitigen Verkehrsangebot. Statt heute knapp zwei Stunden wären die Reisenden gut eine Stunde unterwegs.

Notwendige Maßnahmen

Viele Probleme, die ursprünglich das Gesamtprojekt "Südanbindung" belasteten, konnte die UBB bereits beseitigen.

Prominenteste der noch ausstehenden Maßnahmen ist die Wiederinbetriebnahme der Karniner Brücke.

Eine von Verkehrsminister Schlotmann eingerichtete Arbeitsgruppe "Task Force Karnin" soll bis Jahresende die Kosten- und Nutzenseite verifizieren. Ende des Jahres soll dann ein Grundsatzpapier erarbeitet werden, in dem die Ergebnisse zusammengefasst werden und mit dem sich das Land an das Bundesverkehrsministerium wenden will. Ziel soll eine erweiterte Kosten-Nutzen-Analyse nach Bundesverkehrswegeplanvorgaben sein.

Kosten

Die Gesamtkosten des Projekts werden auf ca. 140 Mio. EUR geschätzt. Für den polnischen Streckenabschnitt hat die EU bereits eine Förderung zugesagt.

Nutzen, Potential

Neben dem oben beschriebenen Nutzen für die Verbindungen Berlin – Usedom und Swinoujście – Szczecin sowie für den Güterverkehr wird der Flughafen Heringsdorf auf der Schiene erschlossen.

Gerade für eine Ferienregion hat die Eindämmung unnötigen Autoverkehrs durch ein attraktives Angebot auf der Schiene eine überragende Bedeutung.

Nicht zuletzt ist das Projekt ein nicht zu unterschätzendes politisches Signal: Die schnelle innerdeutsche Verbindung Usedom – Berlin führt über polnisches Gebiet, die schnelle innerpolnische Verbindung Swinoujście – Szczecin über deutsches Gebiet. Die strukturschwachen Gebiete beiderseits der Grenze erhalten mit einer Eisenbahnverbindung zum Hafen Swinemünde/Swinoujście einen leistungsfähigen Zugang zum weltweiten Seehandel. Das auch verkehrliche Zusammenwachsen einer Region beiderseits einer ehemals fast undurchdringlichen Grenze entspricht nicht nur regionalen, sondern darüberhinaus auch europäischen Interessen.

Stand der Realisierung

Die Frage des Baus und Betriebs einer Strecke in Polen durch die UBB ist geregelt. Die in Polen unterbrochene Trasse konnte geschlossen werden, die Stadt Swinemünde hat eine neue Trasse festgelegt. Damit ist planrechtlich die gesamte Strecke wieder als Eisenbahn gewidmet.

Als Ergebnis eines Arbeitsbesuchs von Verkehrsstaatssekretär Sebastian Schröder, Vertretern der Deutschen Bahn AG und des Aktionsbündnisses "Karniner Brücke" beim Stadtpräsidenten von Swinemünde, Janusz Zmurkiewicz wollen sich das Land Mecklenburg-Vorpommern und Vertreter aus der angrenzenden polnischen Region gemeinsam für den Wiederaufbau der früheren Eisenbahnstrecke Ducherow – Swinemünde über Karnin einsetzen.

Ansprechpartner:

Usedomer Bäderbahn: info (at) ubb-online.com
Internetauftritt der Usedomer Bäderbahn UBB

Informationen zur Hubbrücke Karnin finden sich auch bei wikipedia.

Informationen zum Arbeitsbesuch von Verkehrsstaatssekretär Sebastian Schröder Mitte August 2011 finden sich bei eurailpress. Der Artikel wude zur Erstellung dieser Webseite mit herangezogen.

Bildnachweise:

Quelle der Karten ist OpenStreetMap, unter der Lizenz Creative Commons Share Alike (CC-SA) 2.0.


2011-10-02 (rb)